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6 Büchertipps für den Frühlingsbeginn

Literatur & Musik

6 Büchertipps für den Frühlingsbeginn

Weil Vogelgezwitscher der ideale Soundtrack zum Lesen ist: Wir haben euch zum Frühlingsbeginn sechs aktuelle Bücher ausgesucht.

Roman: «Frau Shibatas geniale Idee» von Emi Yagi

Frau Shibata hat genug davon, die Kaffeedame für ihre Bürokollegen zu spielen. Also wird sie schwanger – ohne Mann, ohne Wunder oder Fortpflanzungsmedizin. Und plötzlich fassen sie alle mit Samthandschuhen an. Statt Überstunden macht sie nun Schwangerschaftsaerobic und bekocht sich fein. Im gleichen Tempo, wie das imaginäre Kind wächst, zerfliessen allerdings die Grenzen zwischen Schein und Sein. Was findet nur im Kopf der Protagonistin statt, was tatsächlich? Eine satiregeküsste Spitze Richtung Baby-Wahn, Männerwelt und Mutterglückmythen.

 

Emi Yagi: Frau Shibatas geniale Idee. Aus dem Japanischen von Luise Steggewentz. Atlantik-Verlag, Hamburg 2021, 205 Seiten, ca. 32 Fr.

Roman: «Das synthetische Herz» von Chloé Delaume

Hat Adélaïde einen Mann, langweilt sie sich. Hat sie keinen, gerät sie in Panik. Ausserdem merkt sie mit 46 Jahren und frisch geschieden, dass sich für sie nur noch Schmerbäuche, Verheiratete oder sonstige Exemplare der dritten Garnitur interessieren. Natürlich weiss sie, dass sie als Frau des 21. Jahrhunderts auf die Bestätigung durchs andere Geschlecht eigentlich pfeifen sollte. Doch trotz des inneren Panzers, den sie sich als Presseprofi im Pariser Literaturbetrieb zugelegt hat, zerfällt sie nach jeder neuen Amour fou zu einem Häuflein Elend. Als schliesslich sogar der Hexenzauber von Adélaïdes Freundinnen versagt, greift die Autorin resolut ein: Sie entwirft zwei Enden und jauchzt ein Himmelhoch auf die weibliche Solidarität – wunderbar böse und ehrlich.

 

Chloé Delaume: Das synthetische Herz. Aus dem Französischen von Claudia Steinitz. Liebeskind-Verlag, München 2022, 160 Seiten, ca. 30 Fr.

Roman: «Das Glück des Wolfes» von Paolo Cognetti

Fontana Fredda liegt zwischen den mächtigen Gipfeln der Dolomiten. Hier lernen sich Fausto und Silvia kennen, die einen Winter lang im einzigen Restaurant des Kuhdorfs arbeiten. Doch bevor die beiden «Liebe» denken können, bricht der Frühling an. Silvia zieht es weiter in die Höhe, Fausto kehrt vorübergehend ins Flachland zurück. Aber vergessen können sie einander nicht. Eine stille Beziehungsgeschichte vor imposantem Hintergrund, mit eigenwilligen Gebirglern, die dem Vielleicht-Paar gelegentlich die Show stehlen.

 

Paolo Cognetti: Das Glück des Wolfes. Aus dem Italienischen von Christiane Burkhardt. Penguin-Verlag, München 2021, 204 Seiten, ca. 30 Fr.

Roman: «Unter Wasser atmen» von An Yu

Jia Jia findet ihren Mann tot in der Badewanne. Er hinterlässt ihr einen Haufen Unzufriedenheit und eine Zeichnung, die einen Fischleib mit Menschkopf zeigt. Um beidem auf den Grund zu gehen, taucht Jia Jia ab – in die Geschichte ihrer Ehe, in die ihrer Familie und zum Atemholen gelegentlich ins Bett mit einem verständnisvollen Barkeeper. Sie reist von Peking nach Tibet und zurück und entdeckt, wie viele Gesichter Ein- und Zweisamkeit haben können. Genaue Antworten auf ihre vielen Fragen entwischen ihr immer wieder, doch beginnt sie zu akzeptieren, dass die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Unwirklichkeit oft buchstäblich fliessend sind. Ein leicht übernatürlicher Egotrip mit melancholischen Unter(wasser)tönen.

 

An Yu: Unter Wasser atmen. Aus dem Englischen von Tanja Handels. Dtv-Verlag, München 2021, 222 Seiten, ca. 29 Fr.

Sammelband: «Vom Dorf um die Welt und zurück»

Ein Bürgerkrieg in Bern im zehnten Jahr der Pandemie, eine Tirade auf die Provinzialität des Dorfes und neue Besuche der alten Dame. Aus Bern spies er seine Stoffe, jetzt schallt das Echo aus aller Welt zurück – von Burma über China bis Kolumbien. In 15 Kurzgeschichten ehren zeitgenössische Autor:innen, die alle die Friedrich-Dürrenmatt Gastprofessur für Weltliteratur an der Universität Bern inne hatten, das literarische Erbe Friedrich Dürrenmatts.

 

 

Vom Dorf um die Welt und zurück. Eine Hommage an Friedrich Dürrenmatt. Herausgegeben von Oliver Lubrich und Reto Sorg, Diogenes-Verlag, Zürich 2021, 320 Seiten, ca. 18 Fr.

Roman: «Wucherungen» von Djaimilia Pereira de Almeid

Der Kapitän ist nach vielen Jahren auf See in seinen Heimatort zurückgekehrt. Er pflanze die Blumen für sein Grab, sagen die Leute. Dabei verkörpern die Rosenstöcke und Kamelien, die Tomaten und Pflaumen rund um sein heruntergekommenes Haus für Celestino das reine Leben. Er habe Hunderte von Menschen umgebracht, so die Gerüchte. Das stimmt, ihre Geister besuchen ihn, aber dieser Protagonist verspürt keine Gewissensbisse. Ein schmaler Roman, üppig wie ein Paradiesgarten, über Dasein, Erinnerung und Verschwinden.

 

 

Djaimilia Pereira de Almeida: Im Auge der Pflanzen. Aus dem Portugiesischen von Barbara Mesquita. Unionsverlag, Zürich 2022, 125 Seiten, ca. 30 Fr.

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